Erythromycin ist ein farbloses bis schwach gelbes, leicht hygroskopisches Pulver, das als mikrofeiner Rezepturausgangsstoff erhältlich ist. Der Wirkstoff ist in lipophilen Bestandteilen von Dermatika sowie in Wasser schlecht, in Ethanol oder Propylenglycol jedoch recht gut löslich. In Cremes liegt der Wirkstoff – in Abhängigkeit der Zusammensetzung - meist überwiegend suspendiert vor.
Das Pulver scheint bzgl. der spezifischen, galenischen Eigenschaften je nach Charge und Anbieter recht unterschiedlich beschaffen zu sein und lässt sich oft schlecht benetzen und dadurch nur ungleichmäßig in der Rezeptur verteilen. Es können sichtbare und spürbare Klümpchen (Agglomerate) auftreten, daher ist eine Inprozesskontrolle jeder Rezeptur mit suspendiertem Erythromycin unerlässlich. Das Anreiben in der Fantaschale, mit einer geeigneten Flüssigkeit, z.B. Neutralöl oder mit einem Teil der Grundlage, vor der weiteren Verarbeitung im TOPITEC® kann aus diesem Grund notwendig sein.
Bitte beachten Sie auch die speziellen Herstellerinformationen der Grundlagenlieferanten, z.B. bei Verwendung eines Fertigarzneimittels wie Linola® Emulsion, sowie die weiterführenden Informationen des DAC/NRF (Hauptwerk, Online-Dienste) usw.
Verarbeitung im TOPITEC® Mischsystem – externes Anreiben
Durch unsere Teilnahme am 2. ZL-Ringversuch 2010 (Erythromycin 2% in Linola® zu 50,0 g) und durch andere interne Auswertungen mit dem ZL konnten wir feststellen, dass Erythromycin sich schlecht in Linola® Emulsion einarbeiten lässt. Selbst nach mehrfachem Mischen sind fast immer noch Agglomerate unter dem Mikroskop oder durch Ausstrich auf einer Glasplatte etc. erkennbar. Gemäß der speziellen Herstellerempfehlung der Firma Dr. August Wolff haben wir vor der weiteren Verarbeitung im TOPITEC® Mischsystem das mikrofeine Erythromycin daher mit dem Hilfsstoff Tween 20 -10%ige wässrige Lösung intensiv (!) in der Fantaschale angerieben und anfangs direkt einen großen Anteil der Grundlage (nämlich gut 1/3!) eingearbeitet. Diese „Anreibung“ wurde dann im Sandwichverfahren mit dem Rest der Grundlage in die TOPITEC® Kruke überführt und im TOPITEC® Mischsystem weiterverarbeitet.
Anreiben in der TOPITEC® Kruke – Herstellung in zwei Schritten
Hierbei wird im ersten Schritt ein „Wirkstoffkonzentrat“ aus ca. 50-60% der verordneten Grundlage und dem Erythromycin, direkt in der TOPITEC® Kruke, hergestellt. Das externe Anreiben in der Fantaschale entfällt dadurch.
Nach dem ersten Schritt eine Inprozesskontrolle durchführen, sind keine Agglomerate erkennbar, wird die restliche Grundlage ergänzt und erneut gemischt (2. Schritt). Das agglomeratfreie Wirkstoffkonzentrat wird im 2. Herstellungsschritt also mit der restlichen Grundlage „verdünnt“, man erhält eine gleichmäßig beschaffene Suspensionsrezeptur.
Hinweis: Die hier beschriebene Herstellungstechnik „2-schrittiges Mischen” kann nur in den Krukengrößen 30 g bis 100 g durchgeführt werden!
Leider ist diese Empfehlung nicht für die Kombination mit Linola® Emulsion gültig, hier gilt nach wie vor das externe Anreiben in der Fantaschale.
Erythromycin 1% in Basiscreme DAC zu 20,0g
Für die Herstellung, der ebenfalls häufig angefragte Rezeptur, „Erythromycin 1% in Basiscreme DAC zu 20,0g“, empfehlen wir die Anreibung des Wirkstoffes (ggf. mit einem Hilfsstoff) in der Fantaschale. Im Hinblick auf das breite Spektrum der Substanz bzgl. der Modifikationen und der starken Neigung zur Agglomeratbildung, könnte das Einwiegen im „einfachen Sandwichverfahren“ dazu führen, dass in der Inprozesskontrolle Agglomerate erkennbar sind, die auch durch erneutes Mischen nicht gänzlich verschwinden. Wie Erythromycin sich in einer Creme-Rezeptur verhält, kann vormals oft nicht sicher eingeschätzt werden.
Aufgrund der sehr geringen Gesamtmenge von nur 20g, ist es vermutlich eine Arbeitszeitersparnis, wenn die Rezeptur komplett in der Fantaschale (ad 20g) angefertigt wird, somit vermeidet man auch einen Wirkstoffverlust, der beim Überführen kleiner Rezepturmengen aus der Fantaschale in die Kruke, entstehen könnte, sollte der Ansatz im TOPITEC® weiterverarbeitet werden.
Die Herstellung in 2 Schritten ist leider nicht möglich (siehe oben), da die Mengen zu gering sind, um sie ordnungsgemäß in der Kruke und dem TOPITEC® Mischsystem zu verarbeiten!
Uns liegen keine validen Daten zu dieser Rezeptur vor, unsere Empfehlungen basieren lediglich auf eigenen Praxistests (Stand: 05/2022).
Ob Erythromycin generell vor der weiteren Verarbeitung im TOPITEC® Mischsystem in einer Reibschale angerieben werden sollte, können wir aufgrund der verordneten und sehr vielfältigen Kombinationen mit verschiedensten Grundlagen nicht festlegen. Andere Kombinationen, d.h. Erythromycin mit anderen Grundlagen (…) sind von uns noch nicht valide überprüft worden. Ihre eigenen Erfahrungen und Beobachtungen innerhalb der Inprozessprüfungen sind bei der Erstellung von Herstellungsanweisungen für „Erythromycin-Cremes“ wichtig und ausschlaggebend. Die Qualität der Rezepturen kann nur durch Inprozesskontrollen überprüft und daraus resultierend weitere Herstellungsschritte abgeleitet werden.
Tipp: Eine Inprozesskontrolle der fertigen Rezeptur ist gerade bei nicht standardisierten Rezepturverordnungen wichtig, um möglicherweise vorhandene Agglomerate in der fertigen Rezeptur zu erkennen. Durch Ausstreichen einer kleinen Menge der Rezeptur als dünne Schicht, z.B. auf einer Glasplatte kann die Qualität der Rezeptur hinsichtlich makroskopisch erkennbarer Teilchen oder Agglomerate überprüft werden (5 Stück / VE, WEPA Best.-Nr. 013500).
Update „Erythromycin-Cremes“ – Verdünnte Basiscreme DAC
Die Erythromycin-Creme (nach NRF 11.77., 2%) kann trotz Herstellung nach unserer überprüften Herstellungsempfehlung in 2 Schritten sehr niedrigviskos werden, nachdem im 2. Schritt die Flüssigkeiten eingearbeitet werden. Bitte lassen Sie die Kruke einige Zeit lang „auf dem Kopf“ stehen, gerne auch im Kühlschrank, bis sich in der Regel die Konsistenz wieder verfestigt. Wählen Sie bei einer zu dünnflüssigen Cremekonsistenz ggf. ein anderes Packmittel aus und füllen Sie die Rezeptur um.
Die seit Juni 2014 erhältliche „Verdünnte Basiscreme DAC“ (Hersteller Caelo) erleichtert die Herstellung der NRF Rezeptur, z.B. die Herstellung der Hydrophilen Erythromycin-Creme 2% (NRF 11.77.).
Es müssen lediglich der Wirkstoff und die jeweils entsprechende Menge Citronensäure-Lösung 0,5%, sowie die Mittelkettigen Triglyceride eingearbeitet werden. Der Wasser- und Propylenglycol-Anteil entspricht dem vorgesehenen Verhältnis in der Rezeptur NRF 11.77. (Basiscreme DAC 50T, Propylenglycol 10T und Gereinigtes Wasser 40T).
Neben der Zeitersparnis ist besonders die festere Konsistenz der fertigen Rezeptur ein Grund dafür, die verdünnte Basiscreme einzusetzen.
An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass sich unsere Empfehlungen „2-schrittiges Mischen“ ausschließlich auf die Verarbeitung in 30 g, (50 g) und 100 g TOPITEC® Kruken beziehen!
Stand der Information: 11.05.2022
Die Aufzeichnung des Web-Seminars „Erythromycin - Praxis am TOPITEC® Mischsystem“ finden Sie hier.